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Nach dem Fokuspraktikum: Auswahl relevanter Videosequenzen und erste Analyseschritte

Katharina Lüthi | 31. Januar 2019

Das Fokuspraktikum neigt sich dem Ende zu und es stellen sich bald Fragen zur Analyse ausgewählter Videosequenzen:

  • Wie komme ich zu einer analytischen Fragestellung?
  • Wie viel muss ich transkribieren?

Die folgenden Hinweise beziehen sich auf ein Vorgehen, das sich am Forschungsstil der Grounded-Theory-Methodologie orientiert.

1) Wie komme ich zu einer analytischen Fragestellung?

Leitete die Leitfrage das Planen und Gestalten von Unterricht an, geht es nun darum, ausgewählte Videosequenzen analytisch in den Blick zu nehmen und zu fragen: Was passiert da? Gemäss dem Forschungsstil der Grounded-Theory-Methodologie (GTM) nimmt die Forscherin jetzt «den Standpunkt ihrer Daten ein, und bereits existierende Theorien sind bildlich gesehen nur Diskussionsforen, die um den eigentlichen Auswertungsprozess herum angelagert sind, so dass bei Bedarf auf sie zugegriffen werden kann» (Brüsemeister, 2008, S. 155).

Es empfiehlt sich, die Videosequenzen in aller Ruhe anzusehen und folgende Fragen zu stellen:

Was könnte analytisch spannend sein?

Welche Szenen irritieren mich, z.B., weil sie so ganz von meinen Absichten abweichen?

Was verstehe ich an einem Phänomen nicht?

Ergebnis dieser Suchbewegungen sind Entscheidungen, die in einem Memo die Begründung zu folgenden Fragen festhalten:

Mit welchen Videosequenzen möchte ich als angehende Lehrerin sichtbar werden, d.h. welche Videosequenzen lege ich zur Bewertung meiner elementaren Berufsfähigkeit vor?

Welche Videosequenzen nehme ich analytisch in den Blick?

Die «Bewertungssequenzen» orientieren sich an der Bewertungslogik, wie sie im Leitfaden mit den Bewertungskriterien nachzulesen ist. Die «Analysesequenzen» folgen der Forschungslogik:

Welche analytischen Fragen stelle ich an das Datenmaterial?

Gefragt ist hier ganz allgemein, was die Lehrperson zeigt und wie sie dies tut, aber auch, wie die Schülerinnen und Schüler darauf zugreifen? Nach der GTM steht das Handeln im Zentrum, aber auch, welches die Bedingungen für dieses Handeln sind und welche Konsequenzen mit Blick auf eine spezifische Fragestellung aus diesem Handeln folgen.

2) Wieviel muss ich transkribieren?

Stehen die Auswahl der Analysesequenzen und die analytische Fragestellung fest, gilt es so viel wie nötig in Memos zu verwandeln, in welche die Transkriptionen und Beobachtungen gleich eingetragen sind. Studierende haben dazu unterschiedliche Darstellungsformen entwickelt, die den Analyseprozess sichtbar machen. Damit sich die Leserin die analytischen Überlegungen nicht selber aus den Tabellen heraussuchen muss, gehören zu den Tabellendarstellungen Fliesstexte. Denkbar ist, dass die offenen Codes (natürliche und/oder konstruierte) Zwischenüberschriften bilden.

In einem nächsten Schritt wird es darum gehen, zentrale Kategorien zu ermitteln und mit den Memos zur Bedingungsanalyse in Beziehung zu setzen.

Brüsemeister, Thomas (2008): Qualitative Forschung. Ein Überblick. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
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